James Lind
4. 10. 1716 - 13. 7. 1794
Die Royal Navy – eine kolossale Flotte, die im 18. Jahrhundert die Weltmeere beherrschte. Das Leben der tausenden Soldaten, Matrosen und Besatzungsmitglieder war indes weniger glorreich. In feuchten Kajüten Wochen oder bei Flauten gar Monate auf See, als Nahrungsmittel kaum mehr als Pökelfleisch und Schiffszwieback, faulendes Trinkwasser oder schlechtes Bier in Fässern, nicht selten verseuchtes Wasser aus sumpfigen Tropenoasen, schlechte Bord- und Körperhygiene etwa mangels Regenwassers, vor allem aber gefürchtete Krankheiten, die selbst die Stärksten hinrafften.
James Lind sah das alles zur Genüge, da er als Maat eines Schiffsarztes in der Karibik und vor Westafrika kreuzte und 1746 selbst zum Schiffsarzt auf der HMS Salisbury aufrückte. Mit seiner Idee, Trinkwasser aus dem Dampf aufgekochten Meerwassers zu gewinnen, drang Lind nicht durch. Mehr Erfolg hatte er, wenn auch erst nach langen Jahren, mit der Behandlung des tödlichen Skorbut.
Erfolge hatten schon andere gehabt, etwa jene Küstenindianer, die französische Seefahrer 1535 auf Neufundland mit einem Sud an Fichtennadeln aufpäppelten. Oder Johann Friedrich Bachstrom, der zu Beginn des 18. Jh. Obst und Gemüse zur Therapie empfahl, freilich ohne Einsicht in die pathophysiologischen Zusammenhänge.
Lind meinte es mit Fäulnis zu tun zu haben und nahm an, mit sauren Zitrusfrüchten helfen zu können. In einem legendären Versuch mit fünf Vergleichsgruppen erkrankter Seeleute genas jene Gruppe schnell, der er täglich zwei Orangen und eine Zitrone gab. Da er der Säure die Heilwirkung zuschrieb, war der Weg zum Sauerkraut vorgezeichnet – ein Glücksfall. James Cook nahm es neben Bier und Zitrussirup zu einer ersten Weltumsegelung 1768 mit. Aber erst um 1795 rang sich die englische Admiralität durch, die gesamte Flotte mit Zitronensaft zu verpflegen, ein Jahr vor Linds Tod. Die prophylaktischen Möglichkeiten der Zitronenapotheke wurden erst nach 1800 allgemein bekannt.