Four Stages of Cruelty
Einem vierteiligen Zyklus der „Four Stages of Cruelty“ entstammt dieses Blatt schwarzen Humors von William Hogarth, in dem die Zergliederung der Leiche eines gehenkten Übeltäters vorgeführt wird. Die Karikatur verspottet nicht nur die Londoner Chirurgengilde jener Tage, sondern prangert die Verderbtheit der wissenschaftlichen Sitten an.
Hogarth zeigt die gelangweilten Doctores in der ersten Reihe, die derben Studenten auf den Plätzen dahinter, die grob ans Werk gehenden Chirurgen und den über all dem herablassend thronenden Lektor, der sich dem Leichnam nur mit Hilfe eines langen Zeigestocks nähert. Der Kopf des Delinquenten ist mit einem Flaschenzug angehoben, die Gesichtszüge spiegeln die Marter der Prosektur. Während soeben das rechte Auge enucleiert wird, stopft ein Helfer die entnommenen Organe roh in einen Bottich. Ein Köter, der sich über das Herz des Toten hermacht, treibt die Pietätlosigkeit der Szene auf die Spitze. Das ficht die beiden Skelette in den Mauernischen nicht an – solchem Treiben längst enthoben blicken sie gelassen in die Ferne.
Ärzte wollen den Menschen flicken, reißen ihn aber oft in Stücken.
Ignaz-Franz Castelli