Edward Jenner
17. 5. 1749 - 26. 1. 1823
Die Immunisierung mit intakten Pockenviren war längst bekannt und etwa in der Türkei praktiziert worden – in vielen Fällen hilfreich, aber doch überaus riskant. Lady Mary Wortley Montague, die Frau des britischen Botschafters in Istanbul, hatte das Wissen über die Variolation 1721 nach England gebracht. Unter den englischen Viehzüchtern und Landleuten war allgemein bekannt, daß auch Melkerinnen, die sich die Kuhpocken geholt hatten, von den echten Pocken (Variola) verschont blieben.
In der London Medical Society hatte 1765 ein gewisser Dr. John Fewster einen Aufsatz über „Cow pox and its ability to prevent smallpox“ veröffentlicht, aber die Angelegenheit verlief im Sande. Auch die Impfungen mit Kuhpockenlymphe in Deutschland brachten keinen Durchbruch. Da ließ der Landarzt von Berkeley, Edward Jenner, am 14. Mai 1796 James Phipps zu sich rufen, den 8jährigen Sohn seines Gärtners. Er inokulierte dem Knaben eitriges Sekret von Kuhpockenpusteln, das er von der Hand einer Melkerin gekratzt hatte. Das war die große Neuerung: nicht direkt vom Vieh sollte das Impfmaterial kommen, sondern von den Eiterpusteln erkrankter Menschen. Der Bub fieberte ein wenig, ein leichtes Unwohlsein stellte sich ein – mehr nicht. Später führte Jenner bei Phipps die übliche „türkische“ Variolation durch, der Knabe erwies sich als immun und erkrankte auch bei späteren Kontakten mit Pockenviren nicht mehr. Daß die Royal Society seinen Aufsatz darüber ablehnte war ärgerlich, konnte Jenner aber nicht bremsen. Nun immunisierte er seinen elf Monate alten Sohn und eine Reihe weiterer Kinder. Wieder Gelächter. Jenner aber lachte zuletzt: der Durchbruch seiner Vakzinationsmethode war nicht mehr aufzuhalten.
Die Wissenschaft ist nie im Krieg
Edward Jenner