Charles Bell
12. 11. 1774 - 28. 4. 1842
Der schottische Anatom und Physiologe Charles Bell hat diese berühmte Darstellung der Krämpfe der dorsalen Streckmuskulatur gemalt, wie sie bei manchen neurologischen Erkrankungen und bei Wundstarrkrampf vorkommen. In den Schützengräben des Ersten Weltkrieges wurden zahlreiche an sich harmlose Wundverletzungen durch Clostridium tetani zum Todesurteil gewandelt – eine kausale Behandlung gab es nicht, und es gibt sie noch heute nicht. Man behalf sich mit radikalen chirurgischen Maßnahmen wie dem Ausschneiden der Wunde oder Amputation verletzter Extremitäten, um die Masse an Toxin zu reduzieren. Die später übliche maschinelle Beatmung und Gabe medikamentöser Muskelrelaxantien war während des Ersten Weltkrieges noch Zukunftsmusik. Die Hoffnung wie bei der Diphterie mit Tetanusantitoxinserum nach den Methoden Emil von Behrings Heilerfolge zu erzielen, hatte sich nicht erfüllt. Wirkungsvoll aber erwies sich dagegen die Tetatunsprophylaxe, wie sie schon der Pasteurschüler Edmond Nocard erkannt und im veterinärärztlichen Bereich erfolgreich eingesetzt hatte. Nachdem die Soldaten des Weltkriegs systematisch mit Tetanusserum immunisiert wurden, begann der Wundstarrkrampf aus den Schützengräben und schließlich aus dem Alltag zu verschwinden.