Agnodice
Es war im 3. Jh. v. Christi, da lebte in Athen, wenn wir dem Bericht des Hyginus Mythographus Glauben schenken dürfen, eine Jungfer, die das Rüstzeug der Hebammenkunst erwarb. Diese Agnodike oder Agnodice oder Hagnodike, man pflegt sie als erste Ärztin der griechischen Antike zu bezeichnen, lernte vermutlich bei dem Arzt Herophilos von Chalkedon, einem führenden Anatomen der alexandrinischen Schule.
Der Stettiner Medizinhistoriker Max Wellmann, ein ausgewiesener Experte für das klassische Altertum, führte 1893 aus: „Da es nämlich nach einem Gesetz den Sklaven und Frauen verboten war, sich mit Heilkunde abzugeben, und viele Frauen, die sich aus Schamhaftigkeit den Männern nicht anvertrauen wollten, bei der Entbindung starben, so ging A., als Mann verkleidet, zu dem Arzte Herophilos in den Unterricht und begab sich dann, ihrer Kunst mächtig, zu einer gebärenden Frau, der sie ihr Geschlecht entdeckte, so dass dieselbe sich nicht scheute, ihre Hülfe zu gebrauchen. Da bald ihr Ruf sich verbreitete, so klagten die Ärzte, eifersüchtig auf diese Nebenbuhlerin, deren Geschlecht sie nicht kannten, sie als Verführerin der Frauen an, und sie war genötigt, vor dem Areopag sich als Weib zu erkennen zu geben, worauf aber die Ärzte die Anklage um so mehr aufrecht zu erhalten suchten, bis die Fürsprache der vornehmsten Frauen es dahin brachte, dass sie freigesprochen und das bisherige Gesetz dahin abgeändert wurde, dass freigeborene Frauen die Heilkunde lernen durften“.
If I had the choice of knowing the truth or searching for the truth, I’d take the search.
Walker Percy