Peter Rosei – Wenn einer eine Reise tut
Zwölf Romane, unzählige Erzählungen, Essays, Drehbücher, Hörspiele; Kafkapreis, Literaturpreis der Stadt Wien, österreichisches Ehrenkreuz – keine Frage, Peter Rosei (*1946) kann schreiben und schreibt viel. Nur, wann kommt er dazu? Denn der Mann scheint ständig irgendwo unterwegs, schickt aus allen Winkeln der Welt seine Reiseskizzen und behutsamen Landschaftsbeschreibungen nach Wien. So war es schon früher, zur „Mopedzeit“ mit H. C. Artmann, als die beiden Dichter etwas halb- und sicher lautstark die Alpen bezwangen und bis nach Venedig fuhren. Der literarische Extrakt dieser Reise, der von Sehnsucht durchwehte moderne Taugenichtsroman Von Hier nach Dort (1978), zählt zu den stärksten Werken Roseis.
Ein notorischer Vagabund ist er, ein Flaneur mit allen Mitteln, dem das Flanieren längst auch zum Prinzip des Erzählens geworden ist. Das gilt auch für seinen jüngsten Roman Wien Metropolis (2005), in dem sich der Währinger Dichter seiner Heimatstadt zuwendet und ein bewegtes, detailrauschendes Bilderbuch Wiens erstellt. Von der Goldgräberzeit der Nachkriegsjahre bis in die 1980er Jahre reicht der Blick, aus dessen hunderten von vorüberziehenden Momentaufnahmen sich langsam ein Charakterbild der Stadt heraushebt. Wer weiß, wann und wo Peter Rosei die Zeit zum Aufschreiben gefunden hat. Zum Hinschauen, Hinhören, Durchwandern und Erleben Wiens jedenfalls hat er sie goldrichtig verwendet.
Es gibt Tage, im Frühling oder dem Herbst zu, da schwimmt die Stadtmasse mit ihren Dächern, Kuppeln und Türmen in einem Geschiller aus blauer Luft und braunem, ja goldenem Laub.
Peter Rosei, Wien Metropolis (2005)