Günther Nenning – Ein Unbequemer
Im Mai 2006 ging ein Raunen und Rauschen durch den österreichischen Blätterwald: Günther Nenning (1921–2006), der unermüdliche Von-der-Seite-Einrufer und Anecker, der jahrzehntelang die Schar wechselnder Gegner im Laufschritt vor sich hergetrieben hatte, war im Alter von 84 Jahren ausgerechnet nach einer Fraktur des Oberschenkelhalses verstorben. Nenning war vor allem eines – vieles: Der gleich doppelt promovierte Querdenker arbeitete als Journalist, Autor, Moderator, Publizist und Gewerkschaftler. Dabei blieb er stets ein Unbequemer, ein messerscharfer Beobachter, der mit dem „Wort als schartiger Waffe“ in das öffentliche Leben der Republik eingriff. Sein Denken und Schreiben passte in kein Parteiheft. Sich selbst hieß er einen Roten, Partei und Gewerkschaft warfen ihn hinaus; ein Grüner der ersten Stunde war er, ein „Auhirsch“, der mit Geweih auf dem Kopf Pressekonferenzen bestritt, doch zog er sich aus der Partei zurück. Herzlich wenig scherte ihn die Farbenlehre des Polit- und Kulturbetriebes – bis zuletzt wetzte er die Feder und provozierte seine Leser als „rosaroter Monarchist“ und „Rot-Grün-Hellschwarzer“ zum Nachdenken.
Dass ich’s nur gestehe: ich bin für Volksabstimmungen jeglicher Art, fast ohne Ausnahme. Daher bin ich den Demokraten ziemlich verdächtig – bei Demokraten nämlich, die da sagen: „Man kann doch die Leut nicht einfach abstimmen lassen, das ist verantwortungslos.“
Günther Nenning, Pfeifen auf das Volk (2002)