Die Südverlängerung des Rings – Der Semmering
Die Sommerfrische am Semmering gehört zum Kernbestand altösterreichischer Lebensart. Nach dem Bau der Südbahn, einer baulichen Meisterleistung zur Mitte des 19. Jahrhunderts, „verfügten“ sich Seine Majestät der Kaiser selbst zur Jagd in die Reichenauer Rudolfsvilla, Militärs, Industrielle und Kunstschaffende folgten nach – die gesamte Ringgesellschaft vollzog eine sommerliche Südverschiebung ins bilderbuchbergige „Hoch-Wien“. Die neuen mondänen Hotels und Paläste und ihre unvermittelte Verknüpfung von eleganter Wiener Salonkultur und Landaufenthalt waren nicht nur Ausdruck eines Lebensgefühls, sie wirkten auch selbst wiederum stilprägend: Hofmannsthal, Schnitzler, Zweig, Musil, Werfel, von Doderer – sie alle genossen das einzigartige Berg- und Gesellschaftspanorama des Semmering und übertrugen es in ihr Werk. Nach 1938 und der Emigration einer Vielzahl von Trägern der österreichischen Gesellschaft fielen der Semmering und legendäre Häuser wie das „Südbahnhotel“ und das „Panhans“ in einen Dornröschenschlaf. In jüngerer Zeit aber erwecken erstklassige Theaterfestspiele eine der großen Kulturlandschaften Österreichs zu neuem Leben.