Peter Altenberg – Das Kaffeehausoriginal
„Café Central, Wien I“ pflegte Peter Altenberg (1859–1919) als Postadresse anzugeben. Eine lebensgroße Figur erinnert dort noch an den etwas wunderlichen Dauergast mit dem buschigen Schnauzer, der an den runden Marmortischen seine zahllosen Skizzen, Feuilletons und Aphorismen aufs Papier warf. Im „Telegrammstil der Seele“, von Gedankenstrichen unterbrochen, kommentierte der Kaffeehaussitzer, was ihm der Tag dorthin trug. Widersprüche scherten ihn wenig – unbeirrt und je nach Tagesform besang er seine bedingungslose Hingabe an die Schönheit, schuf lebensreformatorische Entwürfe, polterte gegen die bürgerliche Gesellschaft. Erst aus der Summe seiner Texte, die heute nurmehr in schmalen Auswahlbändchen verfügbar sind, aus Fotografien sowie aus Erzählungen der Zeitgenossen lässt sich das eigentliche Werk Altenbergs erschließen: seine stets belächelte und doch geliebte öffentliche Person. Aus Richard Engländer, einem Nervenleidenden und Studienabbrecher, wurde schließlich Peter Altenberg, oder, ganz im Sinne des von ihm angestrebten Telegrammstils und des Extraktes, der „P. A.“ – gewissermaßen der Sud eines echten Wiener Kaffeehausoriginals.
[...] sind denn meine kleinen Sachen Dichtungen?! Keineswegs. Es sind Extrakte! Extrakte des Lebens. Das Leben der Seele und des zufälligen Tages, in 2–3 Seiten eingedampft, vom Überflüssigen befreit wie das Rind im Liebig-Tiegel!
Peter Altenberg, Was der Tag mir zuträgt (1901)