Hans Natonek – Ein Journalist aus Prag
Hans Natonek wurde 1892 in Prag geboren. Nach dem Studium arbeitete er als Journalist bei verschiedenen Tageszeitungen, war ständiger Mitarbeiter der Berliner Weltbühne – bekannte Autoren wie Kurt Tucholsky und Erich Kästner waren ebenfalls für diese Zeitschrift tätig – und schrieb für satirische Wochenschriften. Ende der Zwanzigerjahre begann Natonek zudem mit der Veröffentlichung von Romanen. Die Handlung von Kinder einer Stadt (1932) ist in Prag angesiedelt: Es geht um vier Jugendfreunde, die alle dem Beruf des Journalisten nachgehen – und von denen einer Rache nimmt an denen, die ihm den Aufstieg so schwer gemacht haben. Als sich ein Kollege Natoneks in der Figur des skrupellosen Journalisten wiederzuerkennen glaubte, musste der Autor sein Buch zurückziehen. Nach dem Aufstieg Hitlers bezog Hans Natonek Exil in den USA und geriet dort in Vergessenheit. Er starb 1963 in Amerika. Natoneks Sohn Wolfgang machte in der DDR als Studentenpolitiker auf sich aufmerksam.
Die ersten Spätsommertage funkelten über Prag. Dächer und Kirchturmspitzen, von der Sonne gestreichelt, warfen gläserne Strahlen blendend in all das Licht zurück. Abends wurden die Schatten des Hradschin ganz gross und blau. Aus der Moldau stiegen Dünste auf.
Hans Natonek, Ghetto
So wach und geschärft muss das Gewissen sein, dass man auf jedes Unrecht in der Welt so reagiert, als bedrohe es einen persönlich mit der Vernichtung. Denn alles Unrecht hängt unfassbar zusammen.
Hans Natonek