Mit Kafka im Freibad – Als Schwimmer in der Civilschwimmschule
Die Civilschwimmschule, eine für private Benützer eingerichtete Flußbadeanstalt am Kleinseitner Moldau-Ufer, lag in Sichtweite der elterlichen Wohnung. So nahm Hermann Kafka den Sohn bei Gelegenheit zum Baden mit. Später unternahm Kafka, der ein guter Schwimmer gewesen sein soll, auch Paddelpartien mit einem gemieteten Kahn. Noch am Vorabend seines Todes, am 2. Juni 1924, erinnerte sich der ans Bett gefesselte Kafka in einem Schreiben an seine Eltern an die gemeinsam verbrachten Badetage „auf der Civilschwimmschule“. Das Gebäude der 1840 eingerichteten Badeanstalt ist erhalten und dient heute einem Herrenclub, nur die zum Fluß hin gelegene Holzkonstruktion wurde abgetragen.
Ungezählte schöne Stunden verbrachten wir auf den Brettern der Prager Badeanstalten, in Kähnen auf der Moldau, mit Kletterkunststücken auf den Mühlwehren des Stromes. [...] Ich bewunderte Franzens Schwimm- und Ruderkünste. [...] Er war immer gewandter, kühner als ich und hatte eine besondere Art, einen in halsbrecherischen Situationen mit fast grausamem Lächeln (es bedeutete etwa: „Hilf dir selbst“) dem Schicksal zu überlassen.
Max Brod, Über Franz Kafka
Deutschland hat Russland den Krieg erklärt. Nachmittag Schwimmschule.
Franz Kafka, Tagebücher