Kafkas Lieblingsschwester Ottla
Ottla war die Lieblingsschwester ihres Bruders Franz. In ihr hatte er eine stille Verbündete in seinen Auseinandersetzungen mit dem Vater, fand er ein verständnisvolles Wesen für sein Schreiben und seine eigenwillige Lebensführung. Ottla liebte ihren Bruder, überließ im großzügig das kleine Häuschen im Goldenen Gäßchen und nahm ihn in ihrem Bauernhaus im nordböhmischen Zürau auf, als Kafka eines Erholungsurlaubes bedurfte. Als sich des Bruders Gesundheitszustand verschlechterte, beantragte Ottla dessen Freistellung vom Dienst und bemühte sich um Verlängerung der Krankenstände und Sanatoriumsaufenthalte. Im Oktober 1943 begleitete die in Theresienstadt internierte Ottla als freiwillige Helferin einen Transport jüdischer Kinder ins Vernichtungslager Auschwitz und fand dort ihr vorzeitiges Ende.
Ottla war sehr lieb zu mir, trotzdem sie ja außer mir noch ein Kind hat.
Franz Kafka an Milena Jesenská
Liebe zwischen Bruder und Schwester – die Wiederholung der Liebe zwischen Mutter und Vater.
Franz Kafka, Tagebücher
Nach Deinem Weggehn war ein großer Sturmwind […], vielleicht zufällig, vielleicht absichtlich. […] Aha, dachte ich, der erste Abend ohne sie und schon verloren.
Franz Kafka an Ottla