Kafka als Zeichner
Spätestens um 1905 spielte Kafka mit dem Gedanken, sich als Zeichner zu versuchen. Er nahm Zeichenunterricht und suchte die Nähe zu der Prager Künstlergruppe „Die Acht“. Besonders Max Brod schätzte Kafkas Hervorbringungen sehr, bemerkte „Parallelen zwischen zeichnerischer und erzählerischer Vision“ und attestierte seinem Freund eine Doppelbegabung. Brod war es so ernst damit, daß er viele der Zeichnungen seines Freundes sammelte – Reiseskizzen, Kritzeleien auf Vorlesungsnotizen, Darstellungen auf Postkarten. Einige Zeichnungen Kafkas haben heute tatsächlich Kultstatus erreicht und finden als illustratives Material oder für die Gestaltung von Buchumschlägen Verwendung.
Eine nicht näher bekannte Anzahl der Zeichnungen aus Kafkas Nachlaß ist bis heute jedoch unzugänglich, sodaß ein Auftauchen weiterer interessanter Werke nicht auszuschließen ist.
... auf den wahrheitsgetreuen Bildern der Künstler sehen wir diese Gesichter der Verdammnis, die aufgerissenen Mäuler, die mit hoch zugespitzten Zähnen besteckten Kiefer, die verkniffenen Augen, die schon nach dem Raub zu schielen scheinen, den das Maul zermalmen und zerreißen wird. Sind die Kinder böse, halten wir ihnen diese Bilder hin und schon fliegen sie weinend an unsern Hals.
Franz Kafka
Unsere Kunst ist ein von der Wahrheit Geblendet-Sein: Das Licht auf dem zurückweichenden Fratzengesicht ist wahr, sonst nichts.
Franz Kafka, Aphorismen
Auch als Zeichner ein Künstler von besonderer Kraft und Eigenart.
Max Brod