Franz Kafkas Vater
Kafkas Vater, der Galanteriewarenhändler Hermann Kafka, stammte aus Wossek (tsch. Osek), einem kleinen Dorf in Südböhmen. Dort wurde er 1852 in einer ärmlichen Baracke als Sohn eines jüdischen Fleischers geboren. Nie konnte Hermann seine Kindheit voller Härten vergessen, als er bei Hitze und Kälte früh morgens mit einem Wägelchen hinaus mußte zu den weit verstreuten Kunden seines Vaters. Als junger Mann kam er nach Prag, heiratete „günstig“ und konnte mit Fleiß und der Mitgift seiner Braut ein Galanteriewarengeschäft eröffnen, das sich über die Jahre hinweg zu einer erfolgreichen Unternehmung ausweitete. Sein Sohn aber, der ihm ein Jahr nach der Heirat geboren wurde, wollte dem energiegeladenen Vater nicht in die Fußstapfen folgen und studierte, wurde Beamter – und schließlich Schriftsteller. Hermann Kafka überlebte ihn um sieben Jahre. Als er am 6. Juni 1931 in Prag als geachteter Bürger und Hausbesitzer starb, war ihm die Bedeutung seines Sohnes nicht annähernd bewußt.
Mein teurer verstorbener Mann stammte aus Wossek bei Strakonitz. [...] Mein Mann wurde als 14jähriger Knabe in die Fremde geschickt und mußte sich selbst ernähren. Er wurde im zwanzigsten Jahre Soldat und hat es bis zum Zugführer gebracht. In seinem dreißigsten Lebensjahre hat er mich geheiratet. Er hatte sich mit kleinen Geldmitteln etabliert und hatte es, da wir beide sehr fleißig waren, zu einem geachteten Namen gebracht.
Julie Kafka
Du hast auch eine besonders schöne, sehr selten zu sehende Art eines stillen, zufriedenen, gutheißenden Lächelns, das den, dem es gilt, ganz glücklich machen kann.
Franz Kafka, Brief an den Vater