Unter Kollegen: Franz Kafka und Franz Werfel
Unter den großen Namen der Prager Schriftstellergilde ist der des Erzählers, Lyrikers und Romanciers Franz Werfel einer der gewichtigsten. Geboren wurde er 1890 in Prag als Sohn einer begüterten jüdischen Industriellenfamilie. Früh schon widmete er sich der Literatur, bereits als Schüler des Neustädter Deutschen Gymnasiums in Prag verfaßte er Gedichte und Dramen, schon um 1910 galt der bekannte expressionistische Lyriker als Mittelpunkt des Prager „Arco“-Kreises. Ab 1912 arbeitete er beim Leipziger Kurt Wolff-Verlag als Lektor. Nach seiner Teilnahme am Weltkrieg übersiedelte er nach Wien, wo er 1929 die Witwe Gustav Mahlers ehelichte. Im Jahr 1938 mußte er Österreich verlassen, über Umwege gelangte er ins Exil in die USA. Dort erlag er nach Kriegsende einer Herzkrankheit.
Kafka lernte Werfel vermutlich Ende 1908 über Max Brod kennen. Sein Verhältnis zu Werfel schwankte zwischen Bewunderung und schroffer Ablehnung. Werfel wiederum prophezeite Kafka, daß seine Werke niemals über Tetschen-Bodenbach, einem Provinzstädtchen an der Grenze zu Deutschland, hinauskommen würden – zu Unrecht, wie Werfel später einsehen mußte.
Vorigen Samstag recitierte Werfel im Arco die Lebenslieder und das Opfer. Ein Ungeheuer! Aber ich sah ihm in die Augen und hielt seinen Blick den ganzen Abend.
Franz Kafka, Tagebücher
Werfel ist tatsächlich ein Wunder; als ich sein Buch „Der Weltfreund“ zum ersten Mal las dachte ich, die Begeisterung für ihn werde mich bis zum Unsinn fortreißen. Der Mensch kann Ungeheures.
Franz Kafka an Felice Bauer
Sie sind gewiß ein Führer der Generation, was keine Schmeichelei ist und niemandem gegenüber als Schmeichelei verwendet werden könnte, denn diese Gesellschaft in den Sümpfen kann mancher führen. Darum sind Sie auch nicht nur Führer, sondern mehr. Sie streben auch deutlich nach mehr und man verfolgt mit wilder Spannung Ihren Weg.
Franz Kafka an Franz Werfel