Kafkas Landsmann Adalbert Stifter
Früh schon verglich der Prager Schriftsteller Otto Pick die gläsern klare Prosa eines Franz Kafka mit jener Adalbert Stifters. Von manchen Autoren wurde darauf hingewiesen, daß Kafka in gewissem Sinne als Erbe Stifters betrachtet werden müßte. Kafka hat sich freilich erst gegen Ende seines Lebens mit seinem südböhmischen Landsmann Adalbert Stifter beschäftigt, obwohl er ihm in den Lesebüchern der Schulzeit bereits begegnet sein dürfte. Er kannte Stifters Studien (ein Exemplar dieses Werkes aus Kafkas Bibliothek hat sich gar bis heute erhalten), empfahl seiner Schwester Ottla etwa die Erzählung Zwei Schwestern zur Lektüre. Besonders der Roman Der Nachsommer wurde zu seinem Lieblingsbuch. „Manches Buch wirkt wie ein Schlüssel zu fremden Sälen des eigenen Schlosses.“ (1903 an Oskar Pollak).
Mein Vater war ein Kaufmann. Er bewohnte einen Teil des ersten Stockwerkes eines mäßig großen Hauses in der Stadt, in welchem er zur Miete war. In demselben Hause hatte er auch das Verkaufsgewölbe, die Schreibstube nebst den Warenbehältern und anderen Dingen, die er zu dem Betriebe seines Geschäftes bedurfte.
Adalbert Stifter, Der Nachsommer