Kafkas Tagebücher
Von 1909 bis 1923 führte Kafka Tagebuch. Es diente ihm als biographischer Wegbegleiter, literarisches Skizzenheft und teils auch als Medium für intime Mitteilungen, war es doch seinerzeit unter Freunden und Geliebten nicht unüblich, die Aufzeichnungen zur Lektüre auszutauschen. Nach Kafkas Tod veröffentlichte Max Brod die Tagebücher seines Freundes als wertvolle literarische Dokumente. Für die Wissenschaft sind sie bis heute neben den Briefen unverzichtbare Quellen zum Verständnis Kafkas und seiner Werke.
In nahezu jedem Brief und jedem Tagebuchblatt taucht vor dem Leser das Bild des genialen Menschen auf, der das Leben als Qual empfindet. Ergreifend sind insbesondere die Aufzeichnungen aus den letzten Lebensjahren des Dichters, die Notizen des Kranken, Todgeweihten über seine Verbrüderung mit dem Tode. Der grausige Humor, der zuweilen durchbricht, macht vieles in Kafkas Dichtungen erst recht verständlich.
Ludwig Winder
Jede kleinste Notiz des Tagebuchs in der unverkennbaren und unverwechselbaren Stil-Eigenart atmet das Wesen seiner Werke, als wäre sie unmittelbar aus ihrer Mitte geschnitten, ob sie nun Persönlichstes oder Fernstliegendes betrifft.
Oskar Baum