Kafkas Lieblingsbuch – Das Schatzkästlein des Rheinischen Hausfreundes
Johann Peter Hebel war ein volkstümlicher deutscher Dichter, den Kafka besonders schätzte. So empfahl er etwa seiner Braut Felice anno 1916: „Sehr gut wäre zeitweilig Hebel. Hast Du ihn?“ Und er meinte, daß er sich zum Vorlesen mit Kindern besonders eigne. Von Max Brod wissen wir, daß Hebels Schatzkästlein des Rheinischen Hausfreundes zu Kafkas Lieblingsbüchern gehörte: Aus den schlichten, humorvollen Kalendergeschichten, die der 1760 in Basel geborene Hebel im Laufe der Jahre im Rheinischen Hausfreund veröffentlichte, wurde schon im 19. Jahrhundert eine der beliebtesten Prosasammlungen der deutschen Literatur. Die Kurzgeschichten, Anekdoten und Schwänke haben bis heute nichts von ihrem Zauber verloren.
Da war zum Beispiel die Geschichte von der Liebsten des Bergmanns, die ihren Geliebten zur Grube begleitete und ihn dann niemals lebendig wiedersehen sollte. [...] Kafka liebte diese Erzählung wegen ihrer „Ganzheit“, weil sie so natürlich war, wie große Dinge immer sind.
Dora Diamant