Kafka als Gärtner
Da Kafka seine Bürotätigkeit in der Versicherungsanstalt als „Frondienst“ empfand, als stumpfsinnige, „wahre Hölle“, suchte er ab Anfang April 1913 Ausgleich durch körperliche Arbeit, vor allem Gärtnern. Das Jäten, Gießen und Setzen empfand er als Balsam für seine angegriffenen Nerven, die leichte Hilfsarbeit „im kühlen Regen nur in Hemd und Hosen“ auf den Beeten der Blumen- und Gemüsegärtnerei Dvorský in der Prager Vorstadt Nusle entspannte ihn und ließ ihn nachts besser schlafen. Brod gegenüber bezeichnete Kafka die Gärtnerei als ein „Positivum seines Lebens“. Im Frühsommer 1918 half dann Kafka im „Institut für Pomologie, Wein- und Gartenbau“, einem gärtnerischen Lehrbetrieb in Troja bei Prag.
Merkst Du an meiner Schrift, daß ich heute schon schwere Arbeit geleistet habe und der Federhalter für mich schon eine zu leichte Sache ist? Ja, ich habe heute zum erstenmal beim Gärtner draußen in Nusle, einer Vorstadt, gearbeitet, im kühlen Regen nur in Hemd und Hosen. Es hat mir gut getan.
Franz Kafka an Felice Bauer
Es gibt nichts Schöneres als so ein Handwerk. [...] Intellektuelle Arbeit reißt den Menschen aus der menschlichen Gesellschaft. Das Handwerk dagegen führt ihn zu den Menschen. Schade, daß ich nicht mehr in der Werkstatt oder im Garten arbeiten kann.
Franz Kafka zu Gustav Janouch