Willy Haas – Der Feuilletonist
Im Alter von 20 Jahren gründete er die berühmten Herder-Blätter und ließ darin Erstveröffentlichungen von Freunden wie Franz Werfel, Max Brod und Franz Kafka erscheinen: Willy Haas war früh ein Entdecker und Förderer erstklassiger Literatur. Als Sohn eines jüdischen Rechtsanwalts 1891 in Prag geboren, drückte er die Schulbank mit Franz Werfel, mit dem ihn eine innige Freundschaft verband. Dann studierte er Jurisprudenz, brach das Studium jedoch bald ab und arbeitete einige Zeit als Lektor beim Leipziger Kurt-Wolff-Verlag. Nach dem Ersten Weltkrieg ging Haas nach Berlin, schrieb Filmkritiken und Drehbücher und gründete 1925 gemeinsam mit Ernst Rowohlt die Wochenzeitung Die Literarische Welt, für deren Leitartikel er Schriftsteller wie die Brüder Mann, Robert Musil oder Stefan Zweig gewinnen konnte. 1933 kehrte er nach Prag zurück, 1939 gelang ihm die Flucht nach Indien. Nach dem Weltkrieg wurde Haas als Kulturkolumnist und Kritiker der Hamburger Tageszeitung Die Welt legendär. Er starb 1973 in der BRD.
Erfolgreich ist, wer weiss, was er nicht kann.
Willy Haas, Die Literarische Welt
Am nächsten Morgen rief Max Brod meinen Vater an. „Wissen Sie, dass Ihr Sohn ein sehr begabter Dichter ist?“ fragte er. „Nicht dass ich wüsste“, brummte mein Vater. „Und doch ist er es. Er hat mir gestern ein paar Gedichte von sich gegeben, unter dem lächerlichen Vorwand, sie seien von einem Freund namens Franz Werfel. Aber mich kann man nicht so leicht täuschen. Er selbst ist der Dichter.“ „Woran erkennen Sie denn das?“
„An seinen Augen. Er hat die Augen eines Dichters!“
Willy Haas, Die Literarische Welt