Ein Landarzt
Zu Beginn des Jahres 1917 schrieb Kafka im Häuschen Nr. 22 im Goldenen Gäßchen die expressiv-lyrische Erzählung Ein Landarzt nieder, die 1919 in den gleichnamigen Sammelband aufgenommen wurde. Der Kurt Wolff-Verlag brachte den Band mit „192 Seiten Groß-Oktav in besonders vornehmer Ausstattung“ und rührte die Werbetrommel für das Buch. Aber noch war der Name Kafka nur einer zwar eingeschworenen, aber immer noch ziemlich kleinen Lesergemeinde bekannt und so blieb der Verkaufserfolg aus: „ein Beweis gegen das Publikum“, wie ein kompetenter Rezensent damals treffend bemerkte.
Je mehr Pferde du anspannst, desto rascher gehts – nämlich nicht das Ausreißen des Blocks aus dem Fundament, was unmöglich ist, aber das Zerreißen der Riemen und damit die leere fröhliche Fahrt.
Franz Kafka, Ein Landarzt
Betrogen! Betrogen! Einmal dem Fehlläuten der Nachtglocke gefolgt – es ist niemals gutzumachen.
Franz Kafka, Ein Landarzt
Das nächste Dorf
Mein Großvater pflegte zu sagen: „Das Leben ist erstaunlich kurz. Jetzt in der Erinnerung drängt es sich mir so zusammen, daß ich zum Beispiel kaum begreife, wie ein junger Mensch sich entschließen kann, ins nächste Dorf zu reiten, ohne zu fürchten, daß – von unglücklichen Zufällen ganz abgesehen – schon die Zeit des gewöhnlichen, glücklich ablaufenden Lebens für einen solchen Ritt bei weitem nicht hinreicht.“