Der Salon der Berta Fanta
Zu Beginn des Jahrhunderts führte die Apothekersgattin Berta Fanta auf dem Altstädter Ring einen literarisch-philosophischen Salon, zu dessen Gästen so berühmte Zeitgenossen wie Albert Einstein, Franz Werfel, Max Brod und zuweilen eben auch Franz Kafka gehörten. Hier erörterte man indische Weisheitslehren und spirituelle Ansichten, diskutierte über Fichte, Kant und Hegel und erregte sich über die Geheimlehre der Helena Blavatsky. Auch Else Lasker-Schüler besuchte diesen Kreis einmal als Ehrengast.
Übrigens wirkte Kafka nicht etwa nur auf mich, sondern auf viele in der bezeichnenden Richtung. Im Kreis und im gastlichen Haus von Frau Bertha Fanta, in dem unter eifriger Teilnahme der Hausfrau exakte Philosophie getrieben wurde, stand Kafka in hohem Ansehen – einfach durch sein Wesen, seine gelegentlichen Bemerkungen, sein Gespräch –, denn seine literarischen Werke kannte damals niemand außer mir.
Max Brod, Über Franz Kafka
Manche Menschen sind für mich wie Wind und Welle, sie erfrischen mich, regen die Oberfläche meines Wesens ein wenig auf und verschwinden dann für immer.
Berta Fanta, Tagebuch