Kafkas Freund und Biograph Max Brod
Max Brod, Kafkas engster Lebensfreund, war selbst eine überragende Persönlichkeit: Autor von mehr als 80 Büchern, Verfasser zahlloser Artikel und Essays, Übersetzer, Komponist, Musikkritiker und Kulturmittler, dem mitzuverdanken ist, daß die Welt auf Janáčeks Opern und Hašeks Švejk aufmerksam wurde. Als er an Kafkas Grab die Grabrede hielt, war er – im Gegensatz zum Verstorbenen – bereits ein international bekannter Schriftsteller, doch als er 1968 in Tel Aviv starb, trauerte die literarische Welt vor allem um den Mann, der Kafkas Talent früh erkannte, förderte und publik gemacht hatte. Sie trauerte um den Menschen, der als Freund an Kafkas Seite gestanden und sich dessen Vermächtnis widersetzt hatte, indem er herausgab, was zur Vernichtung bestimmt war. Und man trauerte um den ersten Biographen Kafkas genauso wie um den mutigen Nachlaßverwalter, der seines Freundes Manuskripte dem Zugriff einer rohen Besatzungsmacht entzog.
Denn weißt du, Max, meine Liebe zu Dir ist größer als ich, und mehr von mir bewohnt als daß sie in mir wohnte, und hat auch einen schlechten Halt an meinem unsichern Wesen.
Franz Kafka an Max Brod (1908)
Gestern wunderschöner Abend mit Max. Wenn ich mich liebe, liebe ich ihn noch stärker.
Franz Kafka, Tagebücher