Mit Hartmut Binders jüngstem Werk liegt erstmal eine umfassende Dokumentation zum Leben und Werk Gustav Meyrinks vor. Der große Satiriker und Schöpfer bedeutender phantastischer Literatur wird damit von den vielen sich um ihn rankenden Legenden befreit, die seine Gestalt bisher verschleierten, und anhand einer Fülle bisher weitgehend unbekannter Schriftzeugnisse und Archivmaterialien ins Licht verbürgter Tatsachen gestellt. Die allein auf Fakten gegründete, um zahlreiche historische Abbildungen ergänzte, auf langjährigen Recherchen beruhende Untersuchung zeigt den Dandy, Sportsmann, Bankier, Mystiker und Schriftsteller Meyrink in allen Phasen seines Lebens, das ihn von München über Hamburg, Prag, Wien und Montreux wieder zurück in die bayerische Metropole und schließlich an den Starnberger See führte. Besonders ausführlich sind die in der alten Kaiserstadt an der Moldau verbrachten Jahre Meyrinks dokumentiert, denn ihr Legenden- und Figurenschatz bildet den Nährboden für seinen Golem-Roman, der ihm zu Weltruhm verhalf. Aber sie war auch Schauplatz eines von ihm verursachten Gesellschaftsskandals und eines Strafprozesses, der ihn in Untersuchungshaft brachte, ihn finanziell ruinierte und ihm Stoff für seine Simplicissimus-Beiträge lieferte, mit denen er sich als Autor etablierte.
♦ Erster Teil: Der Geschäftsmann
♦ Vorwort
♦ I. Geburt
♦ II. Schulzeit
♦ München
♦ Hamburg
♦ Prag
♦ III. Freizeit
♦ „Regatta“
♦ Das Gigerl
♦ IV. Meyer & Morgenstern
♦ V. Die Welt des Okkulten
♦ Der Lotse
♦ Die Theosophische Gesellschaft
♦ Die Loge Zum blauen Stern
♦ Der Sat-Bhai-Orden
♦ Die Eastern School of Theosophy
♦ Experimente
♦ Mailänder
♦ Alchimie
♦ VI. Niedergang
♦ VII. Geselligkeit
♦ VIII. Krankheit
♦ IX. Ehrenaffären
♦ X. In Haft
♦ Zweiter Teil: Der Autor
♦ XI. Satire
♦ Der heiße Soldat und andere Geschichten
♦ Erzählkunst
♦ XII. Wien
♦ Der liebe Augustin
♦ Kontakte
♦ XIII. Montreux
♦ XIV. München
♦ Essays
♦ Golem I
♦ Der Albino
♦ Der Roman der XII
♦ Der Übersetzer
♦ Im Kaffeehaus
♦ Golem II
♦ XV. Starnberg, Possenhofener Strafle
♦ Auf dem See
♦ Theaterstücke
♦ Golem III
♦ Schrenck-Notzing I
♦ Marionetten
♦ Yoga und Magie
♦ XVI. Starnberg, Ludwigstraße
♦ Golem IV
♦ Das grüne Gesicht
♦ Die Hetzkampagne
♦ Walpurgisnacht
♦ Gesammelte Werke
♦ Im Auftrag des Auswärtigen Amtes
♦ XVII. Starnberg, Unterer Seeweg
♦ Filme
♦ Der weiße Dominikaner
♦ Hoffnung Rikola Verlag
♦ Schrenck-Notzing II
♦ Gäste
♦ Der Engel vom Westlichen Fenster
♦ Pläne
♦ Die letzte Schaffensphase
♦ XVIII. Das Ende
♦ Anhang
♦ Falsche Meyrink-Photos
♦ Anmerkungen
♦ Bildnachweise
♦ Abkürzungsverzeichnis
♦ Werke Meyrinks
♦ Namensregister
♦ Ortsregister
Hartmut Binder: Gustav Meyrink – Ein Leben im Bann der Magie
Mit diesem 780-Seiten-Werk ist eine in jedem Wortsinn gewichtige Biographie Gustav Meyrinks entstanden, die den Einfluss Prags gebührend würdigt, Meyrink aber als Schriftsteller und Menschen mit vielen Facetten zeigt, und einen ganz eigenen Spannungsbogen aufbaut. Und, das ist vielleicht das größte Kompliment, das man einer Biographie machen kann: es wächst von Seite zu Seite eine große Lust, wieder, mehr Meyrink zu lesen.
Helmut Petzold, Bayern 2
20. Feburar 2010
Wir raten zu – Der Golem
Ein verrückteres Leben als das Gustav Meyrinks ist kaum denkbar, obwohl er ganz bescheiden nichts als Erfolg und Ansehen suchte, er, der 1868 in Wien als Gustav Meyer geboren wurde, unehelicher Sohn einer schönen Schauspielerin und eines namhaften württembergischen Ministers. Meyrink lebte gern auf großem Fuß, versuchte sich in Prag als Autohändler und Bankier, fallierte, prozessierte und witterte überall okkulte Mächte. Mit Theosophie beschäftigte er sich intensiv. Erst spät, da war er Mitte vierzig, wandte er sich dem Schreiben zu und landete mit dem Golem (1915) einen großen Erfolg, den er mit der Walpurgisnacht wiederholen konnte: zwei Romane der fantastischsten, geheimnisvollsten Machart. Von Geheimnissen, vor allem von Unkenntnis umwittert ist Meyrinks Leben, und wer könnte eher Licht ins Dunkle bringen als der Kafka-Forscher Hartmut Binder? Dieser Mann penibelster Genauigkeit legt uns eine knapp 800 Seiten starke, mit großartigem Bildmaterial ausgestattete und 2463 Fußnoten umfassende Biografie vor, die mit allerlei Irrtümern und Legenden aufräumt, ein plastisches Bild der schillernden Epoche zeichnet und das umfangreiche Werk dieses Sonderlings in allen Details aufschlüsselt. Heute ist es fast vergessen, obschon sich seine Spuren weit in die Literatur des vergangenen Jahrhunderts ziehen. Binder, so viel steht fest, hat über Meyrink herausgefunden, was überhaupt herauszufinden war.
Ulrich Greiner, Die Zeit
11. März 2010
Alles über Meyrink – Hartmut Binders grosse Biografie
Gustav Meyrink, der Verfasser des phantastischen Romans «Der Golem» und vieler sprachschöpferischer Satiren, wird gemeinhin der Prager deutschen Literatur zugerechnet. Dabei verbrachte er, in München 1868 geboren, 1932 in Starnberg gestorben, den grösseren Teil seines Lebens in Bayern und nicht in Böhmen. Dorthin war er als Gymnasiast mit seiner Mutter gekommen, die als Schauspielerin nach Prag engagiert wurde. Zeitlebens hat der Sportsmann und Mystiker, Dandy, Bankrotteur und spätberufene Schriftsteller seine Biografie mehr zu verdunkeln als zu erhellen versucht. Zeitgenossen haben in ihren Büchern die Legenden und Gerüchte weitergetragen, die manchmal von ihm selbst stammten, und auch die Wissenschaft hat diese lieber übernommen als überprüft.
Nun ist der Kafka-Forscher Hartmut Binder entschlossen angetreten, mit allen Mutmassungen Schluss und der Meyrink-Forschung endlich Ernst zu machen. Penibel listet er die Fehler auf, die die Germanisten vor ihm gemacht haben, denen er rundum «Faktenarmut», «Inkompetenz», «Unkenntnis», «leeres Geschwafel» attestiert. Das nun kann man Binders Arbeit wahrlich nicht nachreden, die bis in die Fussnoten hinein von Kenntnis und Faktenreichtum nur so strotzt. Grossartig, wie Binder Meyrinks Okkultismus bis in die dunkelsten Kammern der Kulturgeschichte ausleuchtet, sensationell, was für ein Bildmaterial er aufgetrieben hat.
Wer sich künftig mit Gustav Meyrink, dem Verfasser unter anderem der phantastischen Romane «Der Golem» (1913), «Das grüne Gesicht» (1917) und «Walpurgisnacht» (1917), beschäftigen will, findet hier alles, was man über diesen Autor nur wissen kann, und einiges, was er vielleicht gar nicht zu wissen braucht. Vierzig Seiten widmet Binder der schulischen Ausbildung des Autors, um zum Fazit zu gelangen: «Während Meyrinks Schulzeit deutete nichts darauf hin, dass er sich später einmal als Schriftsteller betätigen und auf diesem Feld Anerkennung finden würde.»
Andreas Breitenstein, Neue Zürcher Zeitung
25. Mai 2010
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Detailliert und umfassend
Der Preis von knapp 50 € mag zuerst abschrecken. Jedoch kann ich mit Fug und Recht behaupten, dass man dafür aber auch einiges für sein Geld bekommt (was ja heute nicht unbedingt immer der Fall ist).
„Gustav Meyrink: Ein Leben im Bann der Magie“ besticht durch fundiertes Hintergrundwissen und einer Fülle an seltenem Bildmaterial. Hierbei wird das Leben des, heute noch teils recht stark unterschätzten, deutschen (bzw. böhmischen) Autors bis ins kleinste Detail durchleuchtet und versucht ein wenig Licht in die, teils mysteriösen und zwielichtigen, Lebensphasen Meyrinks zu werfen. Mit Erfolg. Dem Leser wird einiges an interessanten Infos geboten, die weit über das übliche, biographische Geplänkel hinausgehen. Hierbei liegt jedoch auch schon ein Makel begraben, den der ein oder andere Leser als „Schwachpunkt“ deklarieren könnte (je nach Leser-Klientel). Ist man an ein paar Hintergrundinfos zum Autor des „Golem“ oder „Das grüne Gesicht“ interessiert, wird man wahrscheinlich bereits auf Wikipedia o.ä. fündig und empfindet die Detailtiefe u.U. eher als langatmig und zäh. Daher würde ich dieses Werk eher dem Leser empfehlen, der an jeglichen Stationen (Privatleben, Rechtstreitigkeiten, Okkultismus und Esoterik etc.) im Leben des Gustav Meyrink interessiert ist.
Wechselbalg, Kundenrezension auf Amazon
30. April 2016
wirklich fundiert
Wer die Bücher von Gustav Meyrink kennt, findet in diesem Buch, das wirklich sehr gut fundiert ist, alles Wissenswerte, wie und wo seine Bücher entstanden sind. Hartmut Binder hat hier hervorragende Recherchen unternommen um dieses grossartige Werk über Gustav Meyrink so spannend und informativ zu gestalten. Schon allein das Bildmaterial, das er zusammengetragen hat, ist wirklich sensationell. Herzlichen Dank – und das Buch ist wirklich empfehlenswert.
Decurtins Heide-rose, Kundenrezension auf Amazon
27. Juni 2010