Mit jeder Wesensfaser ist Kafka im Prager Boden verwurzelt, überall in seinem Werk blitzen die Stadt und ihre Menschen hervor. Dieser literarische Wegweiser lädt ein zu einem Rundgang durch die Welt Kafkas und nimmt uns auch mit ins böhmische Umland. Dabei ist der mit über 250 historischen Abbildungen prall gefüllte Band inzwischen selbst zu einem Klassiker geworden. Stets auf den neuesten Stand gebracht, ist das Buch seit vielen Jahren und über viele Auflagen hinweg das unbestrittene Standardwerk für all jene, die sich führen und verführen lassen möchten: zum Dichter Franz Kafka und in die Moldaustadt vor etwa hundert Jahren.
„Ein ungaublicher Fundus an historisch politischen Ereignissen, an Kulturgeschichte und an Zitaten aus kafkas Werken entfalten sich, wenn Harald Salfellner zu erzählen beginnt.“
♦ Vorwort
♦ Biographischer Überblick
♦ Franz Kafkas Prag
♦ Die Anfänge der Familie Kafka in Prag
♦ Kafkas Prager Itinerarium
♦ Der Altstädter Ring
♦ Das Geburtshaus in der ehemaligen Niklasgasse
♦ Das Sixthaus in der Zeltnergasse
♦ Das Haus „Zur Minute“ am Altstädter Ring
♦ Die k. k. Knabenvolksschule mit deutscher Unterrichtssprache in Prag-Altstadt
♦ Das k. u. k. Staatsgymnasium mit deutscher Unterrichtssprache in Prag-Altstadt
♦ Das Haus „Zu den Drei Königen“ in der Zeltnergasse
♦ Die Karlsbrücke
♦ Die Prager Universität
♦ Das Clementinum
♦ Die „Lese- und Redehalle der deutschen Studenten in Prag“
♦ Das Café Louvre in der ehemaligen Ferdinandstraße
♦ Der Salon der Berta Fanta am Altstädter Ring
♦ Das Landeszivilgericht am Obstmarkt
♦ Das Haus „Zum Schiff“ in der ehemaligen Niklasstraße
♦ Das Gebäude der Assicurazioni Generali am Wenzelsplatz
♦ Das Haus der früheren Deutschen Handelsakademie
♦ Die Arbeiter-Unfall-Versicherungs-Anstalt für das Königreich Böhmen
♦ Das Café Arco in der Hibernergasse
♦ Die Prager Asbestwerke Hermann & Co.
♦ Die Zivilschwimmschule am Kleinseitner Moldauufer
♦ Das Neue Deutsche Theater
♦ Das Deutsche Haus am Graben
♦ Die Redaktion des Prager Tagblatts
♦ Das Café Savoy am ehemaligen Ziegenplatz
♦ Die Altneusynagoge
♦ Das Jüdische Rathaus
♦ Das Hotel „Erzherzog Stephan“ am Wenzelsplatz
♦ Die elterliche Wohnung Max Brods in der Schalengasse
♦ Die Wohnung des Schriftstellers Oskar Baum in der Mánesgasse
♦ Das Oppelthaus am Altstädter Ring
♦ Die Wohnung in der Bílekgasse
♦ Das Haus „Zum Goldenen Hecht“ in der Langen Gasse
♦ Das Häuschen im Goldenen Gäßchen
♦ Das Palais Schönborn auf der Kleinseite
♦ Milena Jesenskás väterliche Wohnung in der ehemaligen Obstgasse
♦ Der Neue Jüdische Friedhof
♦ Das Franz-Kafka-Denkmal
♦ Als Spaziergänger durch Prag
♦ Prag und Böhmen in Kafkas Werken
♦ Kafkas liebes Böhmen
♦ Anmerkungen
♦ Konkordanz der wichtigsten im Text erwähnten Orte (deutsch-tschechisch)
♦ Register der Prager Orte
♦ Orteregister (ohne Prag)
♦ Namenregister
♦ Werkeregister
♦ Literaturhinweise
♦ Bildquellenverzeichnis
Kafka, seine Zeit und seine Umgebung
Dieses Buch ist eine gelungene Kombination von einem Reiseführer von (Prag und Teile Tschechiens) und Biografie (Kafka),
Lehrreich und analytisch sind auch die Beschreibungen der historischen Hintergründe: die Jahrhundertwende im alten Østerreich-Ungarn,
der rasche Einzug der Industrialisierung und Modernisierung - Umwälzungen die eine junge Generation von Intellektuellen erschüttert.
Wir lernen Franz Kafka, seine Familie und seinen Freundeskreis kennen und bekommen einen tieferen Einblick in sozialpolitische Situation der Deutschen und deutschprachlichen Juden im damaligen Prag, und wir erleben die durchweg komplizierten Familienverhältnisse der Kafkas: den tyrannischen Vater, ein sosialer Aufsteiger und Geschäftsmann, und der intellektuelle "verlorene" Sohn der sich Grübeleien hingibt und auch
Frauen gegenüber seine Probleme hat.
Was das Buch besonders ansprechend macht sind die zahlreichen schwarz-weissen Fotos sowie die beigefügte Stadtarte. Man möchte sofort nochmal nach Prag fahren um diese Stimmung nachzuerleben.
Ilona Margarete Gruber Drivdal, Amazon-Kunde vom 30. Juni 2016
Harald Salfellner
Franz Kafka und Prag
"Ein unglaublicher Fundus an historisch politischen Ereignissen, an Kulturgeschichte und an Zitaten aus Kafkas Werken entfaltet sich, wenn Harald Salfellner zu erzählen beginnt. Dem Verleger bereitet es ein besonderes Vergnügen, über Plätze zu philosophieren, die der Autor [Kafka] zwar auf seinen ausgedehnten Spaziergängen passiert haben muss, die aber nie irgendeine Erwähnung in seinen Schriften fanden. Und daher gibt es, scheinbar, keinen Ort in der Prager Innenstadt, der nicht mit Franz Kafka in Beziehung steht. (…)
Vieles, was Kafka vor Augen hatte, existiert heute nicht mehr. Doch Harald Salfellner versucht, in seinem Buch die Atmosphäre von damals noch einmal aufleben zu lassen – wie bei einem Puzzle ergeben die minutiös recherchierten Details gepaart mit zeitgenössischen Fotografien ein vielschichtiges Bild von Kafkas Prag."
aus einem Beitrag für die Deutsche Welle über Franz Kafka und Prag (Autorin: Grit Krause)
"Franz Kafka and Prague by Harald Salfellner is by far the best of several works on that subject."
Richard Burton, Prague. Cities of the Imagination
Zwei Begriffe, die scheinbar untrennbar miteinander verbunden sind: Kafka und Prag. So herrschte auch lange das Vorurteil vor, wie der Autor zu bedenken gibt, dass Kafka nicht gereist sei, dabei hatte er auch wichtige Städte wie Wien, Berlin, München, Paris, Venedig oder Zürich, Budapest, Leipzig, Meran und Weimar besucht und auch andere Orte in der böhmischen Provinz aufgesucht, wovon sogar ein ganzes eigenes Kapitel in diesem Buch Zeugnis gibt. Natürlich liegt der Hauptteil dieser Narration auch auf Kafka und Prag, aber dieser neue Aspekt ist doch so interessant, dass ich ihn hier gleich an den Anfang stellen will. War Prag, das „Mütterchen mit Krallen“, wie Kafka selbst die Stadt nannte, gar nicht die Hauptquelle seiner Inspiration?
Schon das Buchcover mit dem Prägedruck des Titels und des Autors sowie des Verlagsnamens lässt vermuten, dass es sich hier um Liebhaber von beidem handelt: Prag und Kafka. Und tatsächlich ist der Vitalis Verlag in Prag beheimatet und der Autor des vorliegenden Buches ein „Zuagraster“, Österreicher der Geburt nach, aber wohl so etwas wie ein „Wahltscheche“ oder „Wahlböhme“ der Präferenz. Oder wie es Hugo Rokyta im Vorwort ausdrückt: „Er (Salfellner, JW) hat die tschechische Sprache erlernt und gebraucht sie.“ Sein Buch sei ein „eigenwilliger Weg mit Franz Kafka zu den Stationen seines in Prag verbrachten Lebens“. Harald Salfellner bringe „jenen Fundus mit, der vielen Interpreten fehlen musste. Es ist der Weg zur tschechischen Sprache, der Umgangssprache jener Welt, in der Franz Kafka lebte, der verstanden werden muß.“ Trotz der Tatsache, dass Kafka in Deutsch geschrieben hat, sollte man sich auch mit dem Tschechischen auskennen und es erlernen, so der Tenor. Und dies hat Harald Salfellner getan, wofür ihm der volle Respekt gebührt, da Tschechisch wahrlich keine einfache Sprache zum Erlernen ist. Darüber hinaus konnte Harald Salfellner natürlich auch tschechische Quellen zu Kafka benutzen, die er in seinen „Kafkas Prag Führer“ eingebaut hat, wie er es schon zuvor für Mozarts Prag getan hat, ein Buch das bereits 2005 im Vitalis Verlag erschienen ist. Sie finden übrigens noch viele andere Publikationen des Autors zu Tschechien auf der Homepage des Verlages.
Das erste Kapitel seines Buches bettet Kafka in sein Umfeld ein: der aufkeimende Nationalismus der Tschechen, der Deutschnationalismus der Deutschböhmen und dazwischen die tschechischen Juden, die sich zwar zu Österreich bekannten, aber sowohl deutsch als auch tschechisch sprachen und dennoch im Ghetto leben mussten. Ein Leben voller Widersprüche also, auch selbst dann noch, als dasselbe abgerissen wird („Assanation“) und Kafka in seiner unvergleichlichen Schreibweise dazu kommentiert: „Innerlich zittern wir noch so wie in den alten Gassen des Elends. Unser Herz weiß noch nichts von der durchgeführten Assanation. Die ungesunde alte Judenstadt in uns ist viel wirklicher als die hygienische neue Stadt um uns. Wachend gehen wir durch einen Traum: selbst nur ein Spuk vergangener Zeiten.“ (Ein Amerikaner sollte etwa Jahrzehnt dasselbe etwas profaner formulieren: „You can get the man out of the ghetto, but never the ghetto out of the man“.)
Als die deutsch-tschechische Rivalität sich zu einem Stellungskrieg ausgewachsen hatte, wurden die seltenen Worte der Mäßigung und Vernunft auf beiden Seiten vom Geschrei militanter Radikaler bald übertont, schreibt Salfellner und die zurückgezogenen Badenischen Reformen, konnten das nicht mehr verhindern, was bald darauf wirklich geschah. Aus dem Austroslawismus Palackys wurde eine zentrifugale Kraft, bald ein Panslawismus, der zum Ende der Kohabitation führte. Die Namensgebung „Tschechoslowakei“ nach dem Ersten Weltkrieg sollte deutlich machen, wem der neue Staat gehörte, schreibt Salfellner und wir wissen, welch Schrecklicheres noch folgen sollte. Und zwischen all dem die Juden, die von den Tschechen und den Deutschnationalen gleich ausgegrenzt wurden und Kafka mittendrin. „Deutsch und Juden, das war damals für das tschechische Prag gleich verhasst. Die Juden sprachen Deutsch und waren österreichische Patrioten...“, wird Willy Haas von Salfellner zitiert.
In weiteren Kapiteln wird „Kafkas Prager Itinerarium“, wie der Autor es wörtlich nennt, an verschiedenen Wohnorten und umliegenden Sehenswürdigkeiten nachgegangen und das Buch wird hier zu einem wirklichen Reiseführer durch Kafkas Prag, ohne dabei auf viele Zeitzeugnisse und Zitate zu vergessen. Aber es nimmt auch auf aktuelle Entwicklungen, etwa das neue Kafka-Denkmal in Prag, Bezug und erleichtert Ihnen anhand eines angehängten Stadtplanes die Orientierung sowohl in Kafkas als auch dem heutigen Prag. Wer einige von Kafkas Spaziergängen, also die, die er selbst gerne machte, nachvollziehen will, wird im nächsten Kapitel glücklich werden. Salfellner beschreibt Kafkas Lieblingsspaziergänge und fügt die passenden Zitate Kafkas hinzu. Etwa folgendes, aus dem Jahre 1919, mit dem ich diese Rezension beschließen möchte: „Im Riegerpark gewesen. An den Jasminbüschen mit J. auf- und abgegangen. Lügenhaft und wahr, lügenhaft im Seufzen, wahr in der Gebundenheit, im Vertrauen, im Geborgensein. Unruhiges Herz.“
Jürgen Weber, Buchkritik.at, 26.12.2007