Julius Zeyer – Der Nationalromantiker
Musikfreunde kennen ihn als Librettisten von Opern Leoš Janáčeks, Rilke-Verehrern ist sein Name aus einem Larenopfer-Gedicht ein Begriff, in seiner Heimat weiß jedes Schulkind, welch große Bedeutung er für die tschechische Literatur hat: Julius Zeyer, 1841 als Sohn eines französischen Vaters und einer deutschen Mutter in Prag geboren, lernte die tschechische Sprache von seiner Amme, die ihm böhmische Märchen und Sagen erzählte.
Tschechisch war auch die Sprache, in der er seine Werke verfasste: Seine epische Lyrik beschäftigte sich mit der glorreichen Geschichte des Landes und sollte zur Stärkung des tschechischen Nationalbewusstseins beitragen. Ausgedehnte Reisen durch ganz Europa schlugen sich in Zeyers Romanen nieder und machten ihn zu einem weltoffenen Schriftsteller. Er wurde 1901 als Erster in der Ehrengruft Slavín auf dem Friedhof am Vyšehrad beigesetzt.
Der Abend war schön. Die Sonne ging hinter dem Hügel des Petřín unter. Der Hradschin loderte in rosiger Glut, die Moldau war wie ein Fluss aus dunklem, flüssigem Bernstein. Die Karlsbrücke wimmelte von Menschen, Pferden und Kutschen …
Julius Zeyer, Inultus – Eine Prager Legende