Oskar Wiener – Der Bänkelsänger
Oskar Wiener wurde 1873 in Prag als Sohn einer alten Hutmacherfamilie geboren. Seine ersten Gedichte (1899) waren der Neuromantik verpflichtet. Viele seiner Werke kreisten um Prag, mit liebevoller Zuneigung beobachtete er die Zeitgenossen in seiner Heimatstadt und verewigte diese Originale in seinem Alt-Prager Guckkasten (1912). Wiener zog aber auch als Spielmann durch die böhmischen Lande und sammelte Sagen, Arien und Bänkellieder. Als der Dichter Detlev von Liliencron Prag besuchte, übernahm Wiener die Rolle des Cicerone, zeigte dem Norddeutschen die alten, verwinkelten Gassen der Moldaustadt und speiste mit dem Gast im „Blauen Stern“ – dies dankte ihm Liliencron mit einer Erwähnung in seinem berühmten Versepos Poggfred (1896).
Oskar Wiener kam 1944 in Theresienstadt ums Leben.
Meine Bilder zeigt ich gern
Den geehrten Bürgern heut
Und ich hoffe es vom Herzen,
Dass sie nicht ihr Groschen reut.
Denn die anspruchslosen Bilder
Bergen einen tiefern Kern:
Guckst Du in den Zauberkasten,
Werter Zeitgenoss, dann lern,
Lern aus ihm die Wahrheit schöpfen,
Die da gilt seit alten Tagen,
Dass wir alle auf den Köpfen
Eine Narrenkappe tragen.
Oskar Wiener, Alt-Prager Guckkasten