Jaroslav Vrchlický – Der Dichterfürst
Jaroslav Vrchlický (1853-1912) – ein gewichtiger Name innerhalb der tschechischen Literaturgeschichte. In Nordböhmen als Emil Frída geboren, studierte Vrchlický Geschichte, Philosophie und französische Literatur in Prag. Seinem Vorsatz folgend, „der tschechischen Literatur die Fenster in die Welt weit zu öffnen“, wirkte er nicht nur als Dichter und Dramatiker, sondern auch als Übersetzer aus acht Sprachen. Die hohe sprachliche Qualität seiner Werke, zu denen neben etwa 4000 Gedichten auch das Drama Die Nacht auf Karlstein gehört, machten Vrchlický zu einem Kandidaten für den Literaturnobelpreis.
Vrchlickýs lyrische Anlage war in der Tat unerschöpflich. (…) Kein Gefühl ist ihm fremd: er kennt die Liebe im ersten Knospentreiben der Jungfräulichkeit, in der sinnlichen Glut der Leidenschaft, in der ausgeglichenen Ruhe des Lebensabends, aber auch in ihrem melancholischen Abblühen; unzweifelhaft ist er unter den tschechischen Dichtern der vielseitigste Erotiker.
Arne Novák über Jaroslav Vrchlický
Meiner Mutter
In ferne Lande sich zu schwingen
mein schlichtes Liedchen kaum sich traut,
schon ist das Haar auf deinem Haupte,
o teure Mutter, zart ergraut.
So schnell wie’s Haar zu grauer Ernte,
zu Lorbeer reift das Liedchen kaum. –
Für Träume, Mutter, auf deinem Schoße
geb’ ich den ganzen Ruhmestraum.
Jaroslav Vrchlický, Aus den Tiefen