Vom Prager Deutsch
Wie sprachen sie wohl im täglichen Leben, die Kafkas und Werfels und Kischs? Es wäre verwunderlich, wenn ihre Sprache nicht auch von ihren tschechischen Nachbarn beeinflusst worden wäre. Egon Erwin Kisch listete eine ganze Reihe von Eigenheiten auf, die der tschechischsprachigen Umgebung zu verdanken waren: die Betonung auf der ersten Silbe, der Hang zur Umkehrung von harten und weichen Lauten („Tie gleine Kretl wisste kern …“), die Übertragung von tschechischen Sprachmustern. So war der Prager Deutsche längst „darauf“ gewöhnt, dass seine Kinder „sich“ draußen spielten, auch wenn „die“ Frost gewaltig war. Weshalb aus einer Prager deutschen Wunde niemals Eiter, sondern „Materie“ floss, konnte allerdings auch kein Tscheche beantworten, selbst wenn dieser mit Vorliebe „na špacír“ ging. Wenngleich nun Kafka über das Prager Deutsch klagte, so wird es doch sicherlich auch seinen Reiz gehabt haben, oder „was meinen?“