Hugo Sonnenschein – Der „Bruder Sonka“
Es war ein bewegtes Leben, das Hugo Sonnenschein (1889–1953) führte. Nach dem Abitur in Brünn und dem Militärdienst zog er zunächst mehrere Jahre lang vagabundierend durch Europa. Mit dem Ende des Ersten Weltkriegs begann sein politisches Engagement: Sonnenschein war an der Gründung der Roten Garde beteiligt und war Mitherausgeber einer kommunistischen Wochenzeitung. In Moskau traf er mit Lenin und Stalin zusammen und stand in regem Briefwechsel mit Leo Trotzki.
Nach dem Einmarsch deutscher Truppen in die Tschechoslowakei wurde Sonnenschein verhaftet, später nach Auschwitz deportiert. Er überlebte, wurde jedoch bereits 1947 erneut verhaftet, der Zusammenarbeit mit der Gestapo beschuldigt und zu 20 Jahren Zuchthaus verurteilt. 1953 starb er in Haft.
Unter Sonnenscheins Lyrikbänden gilt Die Legende vom weltverkommenen Sonka (1920) als Meisterwerk. Der „Bruder Sonka“, das war er selbst. Wer Hugo Sonnenschein meinte, sprach fortan von Sonka.
Die Welt verloren, eingemauert
in Frost und Dunkel, traumgenarrt,
von Not verzehrt, vom Tod belauert,
ein Leben ohne Gegenwart …
Hugo Sonnenschein
Er ist ein pathetischer Hymnendichter und kein epischer Quietist, als Gestalter und Erotiker kein Freund mimosenhafter Betulichkeit. Seine Rhythmen, von einem nervösen Wandertrieb gejagt, atmen mehr Kraft, als ein Dutzend Besitzer regelrechter Wortbetriebe in netten Sonetten zusammenreimen könnte.
Albert Ehrenstein über Hugo Sonnenschein (1920)