N. O. Scarpi – Der schreibende Regisseur
Fritz Bondy alias N. O. Scarpi (1888–1980) wuchs als Sohn deutsch-jüdischer Eltern in Prag auf. Sein Stiefvater war Schriftsteller und Dramaturg am Neuen Deutschen Theater (der heutigen Staatsoper) – früh schon kam Bondy also mit der Prager Literaturwelt in Berührung. Ab 1912 führte auch er Regie am Neuen Deutschen Theater, doch erforderte die Lungenkrankheit seiner Frau einen Aufenthalt in Davos. Nach ihrem Tod ließ sich Bondy in der Schweiz nieder – und wurde zu N. O. Scarpi. Er schrieb in der Folge Theaterstücke und Feuilletons, übersetzte zudem zahlreiche Werke aus dem Englischen und Französischen ins Deutsche und war Mitarbeiter der Satirezeitschrift Nebelspalter.
Sowohl sein Sohn François als auch sein Enkel Luc traten als Regisseure in die Fußstapfen von N. O. Scarpi.
Ich habe damals in Viganello bei Lugano gelebt, in der Frazione, die Scarpino heißt; daraus habe ich N. O. Scarpi gemacht, indem ich die zwei letzten Buchstaben nach vorn setzte.
N. O. Scarpi
Ich bin und bleibe ein Prager. Ein Mensch kann sich noch so oft verwandeln, aber ein Prager bleibt ein Prager. Der Prager ist ein „character indelebilis“.
N. O. Scarpi
Scarpi hinterlässt als Lebenswerk ein riesiges Werk von lauter Kleinigkeiten.
Marcel Reich-Ranicki