Ota Filip – Der Vielgeprüfte
Ota Filip, geboren 1930 in Mährisch Ostrau, ist eine der interessantesten tschechischen Schriftstellerpersönlichkeiten der Gegenwart. Sein Erstlingswerk Café an der Straße zum Friedhof (1968) erregte in seiner Heimat Aufsehen, 1968/69 geriet er jedoch in Konflikt mit der Staatsmacht: Wegen „Unterwühlung der sozialistischen Gesellschaft“ wurde er inhaftiert und schließlich 1974 ausgebürgert. Seitdem lebt Filip als erfolgreicher freier Schriftsteller in Oberbayern. Zu seinen wichtigsten Büchern zählen sein in Prag angesiedelter Roman Café Slavia (1985) sowie sein autobiographischer Siebenter Lebenslauf (2001). Mut bewies Filip mit Werken wie Die stillen Toten unterm Klee (1992) oder … doch die Märchen sprechen deutsch (1996), mit denen er die Vertreibungsverbrechen an Deutschen nach 1945 anprangerte. In dem umstrittenen Enthüllungsfilm Der lachende Barbar wurde Filip 1998 beschuldigt, ehemaliger Mitarbeiter der tschechischen Staatssicherheit gewesen zu sein. Für Filip hatte die auf Manipulationen beruhende Medienjustiz katastrophale Folgen: Nach Ausstrahlung des Films im deutschen Fernsehen beging sein Sohn Selbstmord.
Wer wird, da ich keine Enkelkinder und keine Kinder meiner Enkelkinder erwarten kann, bis ins dritte Glied, damit sich das biblische Wort und der Wille Gottes erfülle, für Vater Bohumils Sünden, für meine Sünden und für mein Versagen im einundzwanzigsten Jahrhundert nach Christi Geburt büßen?
Ota Filip, Der siebente Lebenslauf