Svatopluk Čech – Der literarische Astronaut
Wer von der Letná-Höhe ins Jüdische Viertel hinüberspaziert, überquert sie: die Svatopluk-Čech-Brücke, die an einen bedeutenden tschechischen Dichter und Journalisten erinnert. Svatopluk Čech, der 1846 auf einem Barockschlösschen im böhmischen Ostředek geboren wurde, kam als Schüler nach Prag und verfasste bald Beiträge für verschiedene Zeitschriften. Starkes nationales Engagement und Sozialkritik sind kennzeichnend für sein Werk, das zahlreiche Epen (z. B. Im Schatten der Linde, 1879), jedoch auch Gedichte, Satiren und Romane umfasst. Größte Bekanntheit erlangte die Novelle Der Ausflug des Herrn Brouček auf den Mond (1888), die Čechs Landsmann Leoš Janáček als Vorlage für eine Oper diente: Herr Brouček kommt eines Abends aus der Kneipe – und findet sich auf dem Mond wieder! Ausgedehnte Reisen führten Čech durch große Teile Europas und bis in den Kaukasus. Seinen Lebensmittelpunkt jedoch bildete die Stadt an der Moldau, wo er 1908 starb und auf dem Vyšehrader Friedhof begraben wurde.
Es war eine helle Sommernacht. Der erhabene Koloss des Veitsdoms badete seine Pfeiler und blumigen Fialen, seine schwungvollen, mit steinernem Spitzenwerk verzierten Bögen in silbrigem Mondeslicht; die steinernen Ranken und Stämme warfen phantastische Schatten auf die erhellten Mauern; der Dom sah aus wie ein sagenhafter, von Geisterhand gemachter, aus magischem Zwielicht und mystischem Dunkel gewirkter Tempel.
Svatopluk Čech, Der Ausflug des Herrn Brouček auf den Mond