Vlastimil Třešňák
*1950
Vlastimil Třešňák, geb. 1950 in Prag-Karlín, begann 1968 – politisch aufgerüttelt durch die Niederschlagung des Prager Frühlings – seine Gegnerschaft zum Regime künstlerisch zu artikulieren. Als Schriftsteller, Liedermacher und Maler wurde er eine populäre Figur des Prager Undergrounds. Der Mitunterzeichner der „Charta 77“ geriet durch Verhaftungen und brutale Verhöre zunehmend unter staatlichen Druck. 1982 entschied er sich, ins Exil nach Deutschland, später Schweden zu gehen. Seit seiner Rückkehr nach der Samtenen Revolution (1989) werden Třešňáks Werke in seiner Heimat gedruckt, gelesen und gewürdigt.
Vlastimil Třešňák gilt seit seiner ersten Veröffentlichung im Prager Untergrund als Geheimtip. Třešňák ist nicht nur Prosaist, Drehbuchautor, Komponist, Textdichter und Interpret von Protestsongs, sondern auch ein erfolgreicher Maler und Fotograf. Sein Erzählstil ist, was die Knappheit der Darstellung und die Bedeutung von Sinneserfahrungen betrifft, von Hemingway beeinflußt. Der breite Raum, den die direkte Rede in seinen Werken einnimmt, verweist auf sein großes Vorbild Bohumil Hrabal, zu dem er zu dessen Lebzeiten auch in engem persönlichen Kontakt stand. Třešňáks nonkonformistische Lebensweise, die auch heute noch der eines Undergroundschrifstellers ähnelt, gibt seinen Texten weiterhin jenen Blick „von unten“, der es ihm erlaubt, lebensnahe Literatur über Randfiguren der Gesellschaft zu verfassen.