Victor Hugo

1802–1885

Victor Hugos Statue haben die Franzosen nach Rom geschickt, als die Statue Goethes im Park Borghese aufgestellt wurde. Das bedeutet eine falsche Einschätzung, die die Franzosen ihren eigenen Musensöhnen gegenüber so oft an den Tag legen. Victor Hugo ist kein würdiges Pendant zu Goethe. Denn das Gesamtwerk Hugos ist eine strahlende, prachtvolle Blague, nicht mehr. Allerdings ist er eines im vollendeten Ausmaß: Franzose, Franzose durch und durch. Die Tiefe der deutschen Romantik ist der französischen fremd. Die deutsche ist ein tiefer Brunnen, die französische ein flaches Gewässer – aber beide sind von der gleichen Sonne bestrahlt. Die Dramen Cromwell und Hernani finden in Frankreich höchste Bewunderung. Die orientalischen Gedichte lassen sich mit Freiligrath vergleichen. Unter seinen Romanen steht Notre Dame voran. In anderen Romanen schildert er das Leben der Meerarbeiter und der Armen und Elenden. Was Klabund noch nicht wissen konnte sei hier mitgeteilt, daß nämlich der Glöckner von Notre Dame allein im 20. Jahrhundert mindestens zehnmal verfilmt werden sollte – und da kann Goethe wirklich nicht mithalten: 1905 (unter dem Titel Esmeralda) mit Henry Vorins und Denise Becker, 1911 mit Stacia Napierkowska, 1917 (unter dem Titel The Darling of Paris) mit Theda Bara, 1922 (unter dem Titel Esmeralda) mit Sybil Thorndike, 1923 mit Lon Chaney, 1939 mit Charles Laughton und Maureen O’Hara, 1956 mit Anthony Quinn und Gina Lollobrigida, 1982 mit Anthony Hopkins, 1996 als Disney-Zeichentrickfilm, 1997 mit Mandy Patinkin, Salma Hayek und Richard Harris. Film aus.

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