Karel Hruška
1930–2015
Der akademische Maler und Illustrator Karel Hruška hat über Jahrzehnte hinweg exklusiv für Vitalis Dutzende literarische Editionen bebildert und zusammen mit Leo Novotný das charakteristische Aussehen der Vitalisbücher geprägt. Er illustrierte Kafka, Rilke, Jan Neruda, Božena Němcová, Adalbert Stifter und so fort in langer Reihe. Er war ein stiller, zurückgezogener aber ungeheuer humorvoller Mensch, wie zahlreichen seiner Blätter bestätigen, und dazu ein geradezu verschwenderisch schöpferischer Mensch. Stapel an Bildern brachte er bei, wo nur ein einziges Blatt erbeten war. Mit wegwerfender Hand schob er das Nichtausgewählte zur Seite, wiewohl auch darin Blatt für Blatt vom künstlerisch Feinsten war.
Am 19. März 1930 in Prag geboren, studierte er ab 1949 an der Prager Kunstgewerbehochschule bei Professor František Muzika und ab 1954 am der Akademie der Bildenden Künste bei Professor František Tröster. Schon zu Ende der 1950er Jahre beschickte Hruška nicht nur Kollektivausstellungen (Prag, Carrara, Venedig, Tokio, Paris, Sao Paulo, Krakau, Florenz usw.), sondern bestritt auch Einzelausstellungen in Prag, Deutschland, Italien, Tokyo, Paris, Sao Paolo, Stockholm, Krakau. Seine Hauptdomäne war die freie Grafik in Holzstich- und Schnitzarbeiten, der Linolschnitt und die Farblithographie. Seine von schalkhaften Ideen aber auch furchterregenden Visionen durchwirkten Bilder sind in zahlreichen Galerien und Privatsammlungen um den Globus vertreten, und selbstverständlich auch in der Nationalgalerie in Prag. Thematisch bevorzugte er die klassischen Motive der Weltliteratur, Äsops Fabeln genauso wie Becketts Godot, Shakespeares Königsdramen und besonders Kafkas Romane und Erzählungen, die seinem Naturell besonders entsprachen. In einer Reihe von Zyklen wie Jazz, Tormänner oder auch Krieg ergoß sich Hruškas schöpferisches Füllhorn. Don Quichote war eine der Gestalten, die Hruška gerne zu Papier brachte, und da ihm Pathos gänzlich fremd war, mehr noch Sancho Pansa. Hruška nahm weder sich noch seine Themen allzu ernst, selbst Themen wie die Erotik oder das Leid hat er mit verschmitztem Lächeln abgehandelt. Er machte sich lustig über alles, besonders wenn er mit „Meister“ tituliert wurde. Das gutmütige Lachen des Ausnahmetalents bleibt zum Glück in seinen Werken erhalten. Und wenn wir ihn posthum doch liebevoll Meister nennen, so weil wir uns wärmen an der Vorstellung, daß er in der anderen Welt seine Witze darüber reißt.
Karel Hruška starb am 5. April 2015 im Alter von 85 Jahren in Prag.