Gustav Meyrink
1868–1932
Meyrink, Gustav (*1868 Wien †1932 Starnberg/Obb.), bis 1917 Gustav Meyer. Romancier und Erzähler in der Nachfolge E.T.A. Hoffmanns und Edgar Allan Poes. Meyrink wirkte ferner als Übersetzer (Charles Dickens) sowie als wenig erfolgreicher Lustspielautor (in Zusammenarbeit mit Roda Roda). Meyrink war der uneheliche Sohn des württembergischen Ministers Carl Freiherr von Varnbüler und der bayrischen Hofschauspielerin Marie Meyer. Nach dem Studium an einer Prager Handelsakademie gründete er 1889 zusammen mit seinem Neffen Christian Morgenstern ein Bankinstitut in Prag. Nach Anfeindungen und Prozessen sowie einer den wirtschaftlichen Ruin der Bank nach sich ziehenden dreimonatigen Untersuchungshaft verließ M. Prag 1904 und ging zunächst nach Wien, dann 1906 nach München und ließ sich 1911 schließlich am Starnberger See nieder. Meyrinks schriftstellerische Karriere begann mit einem glücklichen Zufall: Ludwig Thoma rettete aus dem Redaktionspapierkorb eine bereits verworfene Erzählung, die Meyrinks zur Veröffentlichung an den Simplicissimus geschickt hatte, und ließ die groteske Geschichte Der heiße Soldat drucken. Diese „Entdeckung“ stand auch am Anfang einer langjährigen Mitarbeit bei der genannten satirischen Wochenschrift. Meyrink, der Umgang mit Alfred Kubin und Hugo Steiner-Prag pflegte, beschwor in seinen Romanen das unheimliche und visionäre Prag, in seinen Satiren polemisierte er bissig gegen erstarrte bürgerliche Konventionen, Spießer und konservative Figuren – Offiziere, Ärzte, Kleriker. Seine Beschäftigung mit der Kabbala sowie dem Buddhismus, zu dem er später auch übertrat, fand ihren deutlichsten Niederschlag in dem überaus erfolgreichen Roman Der Golem, der zunächst im Verlag Kurt Wolff erschien und Meyrink ein großes Lesepublikum sicherte. Werke: Der heiße Soldat (Erzählungen, 1903); Orchideen (Erzählungen, 1904); Das Wachsfigurenkabinett (Erzählungen, 1907); Des deutschen Spießers Wunderhorn (Novellen, 1909); Der Golem (Roman, 1915); Das grüne Gesicht (Roman, 1916); Fledermäuse (Novellen, 1916); Walpurgisnacht (Roman, 1917); Der weiße Dominikaner (Roman, 1921); An der Grenze des Jenseits (Essays, 1923); Das Haus zur letzten Latern (Nachgelassenes und Verstreutes, 1973).