Alfred Waldau

1837–1882

Der Schriftsteller Alfred Waldau wurde am 24. November 1837 zu Petrovic bei Žatec geboren. Sein wahrer Name lautet Josef Jarosch, Waldau wählte er als Pseudonym. Das Gymnasium besuchte er in Žatec, dann in Prag, wo er in der Folge auch die Hochschule bezog. Nachdem er 1860 seine Studien beendet hatte, gab er sich in der böhmischen Hauptstadt, später aber in Wien vornehmlich literarischen und journalistischen Arbeiten hin. Im März 1863 trat er bei dem k. k. Auditoriat in Wien ein, 1864 wurde er Oberlieutenant-Auditor bei Baron Hartung-Infanterie Nr. 47, in welcher Eigenschaft er zuerst in Graz, dann in Triest fungierte. Als 1868 die Regimentsgerichte bei den Fußtruppen aufgelöst wurden, kam er zum Militärgericht in Agram. Von dort 1869 zum Warasdiner 6. Grenzregimente in Belovar übersetzt, rückte er daselbst im November 1870 zum Hauptmann-Auditor vor. Waldau ist weniger hinsichtlich seiner militärischen Laufbahn als ob seiner literarischen Tätigkeit bemerkenswert. Er hat das Gebiet der böhmischen Kulturgeschichte mit besonderem Eifer gepflegt, und die deutsche Literatur verdankt ihm eine Folge kulturgeschichtlicher Arbeiten zur tschechischen Kultur. Die Titel der von ihm unter dem Pseudonym Alfred Waldau herausgegebenen Schriften sind: Thomas, ein Lebensbild aus der Gegenwart (Leipzig 1857); – Böhmische Granaten. Čechische Volkslieder, 2 Bände (Prag 1858 und 1860, Ehrlich, 16°., XXVII und 621 S.), enthält in meist glücklicher Übersetzung eine Auswahl von 850 čechischen Volksliedern; – Böhmische Nationaltänze. Culturstudie, 2 Theile, (Prag 1859 und 1960, Dominikus, 16°., 260 S.); – Geschichte des böhmischen Nationaltanzes. Culturstudie (Prag 1861, 16°., 260 S.); – Böhmisches Märchenbuch (Prag 1860, 16°., 608 S.); – Altböhmische Minnepoesie (ebd. 1860, 16°., 111 S.); – Böhmische Naturdichter. Literarisch-historische Studie (Prag 1860, 16°., 156 S.); – Karel Hynek Mácha’s ausgewählte Dichtungen (Prag 1862, 16°.); – Wenceslav Hanka’s Lieder (ebd. 1863, 16°.). Außer diesen im Buchhandel einst verbreiteten Schriften hat aber Waldau in heimischen und ausländischen Zeitschriften noch zahlreiche kulturhistorische Arbeiten veröffentlicht, in welchen er die Lieder, Sagen und Märchen seiner Heimat sowie deren Sitten und Bräuche mitteilt, ferner hat er eine Reihe von mehr denn 200 Romanzen und Balladen des tschechischen Volkes für ein „Böhmisches Balladenbuch“ gesammelt und nicht nur diese, sondern auch eine Menge lyrischer Gedichte von mehr als einem halben Hundert tschechischer Dichter von Puchmayr ab bis auf die Gegenwart sorgfältig ins Deutsche übersetzt.

Von Alfred Waldau ist bei Vitalis ist auch die Übersetzung einer Auswahl tschechischer Märchen von Božena Němcová und Karel Jaromír Erben erschienen.

 

 

 

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